13.4.2024

Joseph von Eichendorff

Der Dichter der Vertriebenen

Der berühmteste Dichter in der Geschichte Oberschlesiens ist ohne Zweifel Joseph von Eichendorff. Seine Bedeutung ist umso größer, da das Land für sein ganzes Schaffen eine wichtige Inspiration bleibt. Seine Texte drehen sich um Erinnerungen aus der Jugendzeit, die er mit Kindern aus autochthonen Familien verbracht und Freundschaften geschlossen hat.


Er wuchs in den beiden Sprachen auf, und in seinen Werken finden wir niemals einen Schatten von Abneigung, geschweige denn von Missachtung der anderen Nation gegenüber. Eine Denkweise, die schon zu seiner Zeit weit verbreitet war. 

Joseph von Eichendorff wurde in Lubowitz am 10 März 1788 geboren, sein Vater war ein preußischer Offizier und Gutsbesitzer. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm wuchs er in einem glücklichen sozialen Umfeld auf, das ihm das Gefühl der Sicherheit vermittelte. In dieser vorindustriellen Zeit bestand Oberschlesien aus kleinen Städten, in denen ein reges kulturelles Leben stattfand. Es spielte sich auch parallel in Schlössern der Adligen auf dem Lande ab, wo nur die auserwählte Elite Zutritt hatte. 

Doch mit der Zeit verarmten die Eltern von Eichendorff. Die weitere Ausbildung des Sohnes verdankten sie nur einem reichen Onkel aus Breslau. Eichendorff ging dort aufs Gymnasium. Die Stadt war zu dieser Zeit ein bedeutendes Kulturzentrum, das Eichendorff in vieler Hinsicht inspirierte. Der Onkel hat ihm später das Studium und viele Reisen finanziert. Nach dem Studium bemühte Eichendorff sich vergeblich um eine Einstellung - zuerst in Wien und dann später bewarb er sich um den Posten des Landrates in Pless und Rybnik. Zu dieser Zeit heiratete er Luise von Larisch, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, mit der er später 4 Kinder hatte. 

Die Familie war für ihn das größte Gluck. Nach dem Tod der Eltern wurde das Schloss in Lubowitz verkauft. Er selbst fand eine Einstellung als Ministerialbeamter in Berlin, mit der er nie glücklich wurde. Dafür schrieb er das ganze Leben sehr intensiv. Sein größtes Werk ist die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Es besteht kein Zweifel, dass ein Vorbild für die Hauptfigur ein oberschlesischer Bauer war: Der begeht immer wieder Fehler, die ihm schließlich alle zugutekommen. Er ist glücklich und äußert das in der Musik. Die Novelle ist auch ein Ausdruck der Bewunderung über das Leben und die Natur. 

Eichendorff schrieb auch viele Gedichte, die später vertont und bis heute gesungen werden. Nach seiner Pension zog Eichendorff zu seiner Tochter nach Neiße, wo er am 26 November 1857 starb. Die Verwurzelung des Schaffens von Eichendorff in der oberschlesischen Landschaft ist weder in polnischen noch in der deutschen Literaturgeschichte entsprechend gewürdigt worden. Ihn hat der Verlust der oberschlesischen Heimat so sehr geschmerzt, dass er dies immer wieder zum Ausdruck brachte. Daher sind seine Werke ein Trost vor allem für die, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben.

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