13.4.2024

Der Zorn für die Zeiten der Erniedrigung war groß

Die ersten oberschlesischen Industriearbeiter haben im XVIII. Jahrhundert sicherlich ihre Arbeit nicht freiwillig aufgenommen. Ihre Feudalherren haben sie zur Sklavenarbeit in den Betrieben gezwungen, die in ihren Ländereien aufgebaut worden sind. Und wenn ein Industrieller zu wenig Arbeiter hatte, kaufte er sich die Untertanen bei dem einem oder anderen adligen Nachbarn.

Die ersten oberschlesischen Industriearbeiter haben im XVIII. Jahrhundert sicherlich ihre Arbeit nicht freiwillig aufgenommen. Ihre Feudalherren haben sie zur Sklavenarbeit in den Betrieben gezwungen, diein ihren Ländereien aufgebaut worden sind. Und wenn ein Industriellerzu wenig Arbeiter hatte, kaufte er sich die Untertanen bei dem einemoder anderen adligen Nachbarn. Das war der Anfang der bösen Tradition der Ausbeutung der Autochthonen, die eigentlich bis zum erstenWeltkrieg dauerte.Irgendwann im XIX. Jahrhundert war die Zwangsarbeit schon nichtmehr möglich. Aber durch die Monopolstellung waren die oberschlesischen Industriellen in der Lage, den Autochthonen nur ein Bruchteil desin Deutschland üblichen Lohns zu zahlten. Dabei mussten die ArbeiterPlac Karola Miarki w Katowicach121in Oberschlesier 12 bis 18 Stunden am Tag schuften, als damals schonein üblicher Arbeitstag in Deutschland nicht mehr als 9 Stunden dauerte. Ein 12-jähriger Junge galt als Erwachsen und musste auch nachdiesem Muster arbeiten. Die Feudalherren waren gewohnt, einen Teilder Bezahlung in Form eines Pachtlandes zu entrichten. Dieses Modellwurde paradoxerweise auf die Industriearbeiter in den Städten übertragen. Viele von ihnen haben kleine Grundstücke bekommen, wo siedann Kartoffeln und Gemüsen anbauen konnten. Bei den Wohnblocks,den Familoki, hat man gleiche kleine Ställe, Chlewiki, angebaut. DerBesitz eines Schweins, einer Ziege oder eines Huhns durch die Arbeiterwar üblich. Dies war eine Erscheinung, die sonst in anderen Industriegebieten Deutschlands völlig unbekannt war. Trotzdem hungerten dieAutochthonen oft und lebten ohne jegliche ärztliche Versorgung. Daherwar die Sterblichkeitsrate unter den oberschlesischen Arbeitern diegrößte in ganz Deutschland. Für das reibungslose Funktionieren desIndustriegebietes wurden Ingenieure, Manager und Büroangestelltebenötigt. Sie mussten alle aus anderen Regionen Deutschlands angeworben werden. Im damaligen preußischen Rechtsstaat konntensie nicht mit administrativen Methoden zum Leben in Oberschlesiengezwungen werden. Deshalb lockten aristokratische Industrielle dieseEliten mit - für deutsche Verhältnisse - überproportional hohen Gehältern an.Tatsächlich lebte die preußische Mittelschicht in Oberschlesien aufeinem Niveau, das in anderen Teilen Deutschlands nur für das Großbürgertum und für die Adligen möglich war. Sie besaßen meistens große,luxuriöse Wohnungen und wurden mit einer Schar von Bedienstetenumgeben. Vor dem Ersten Weltkrieg galt Oberschlesien als das Gebietmit den größten sozialen Unterschieden im ganzen deutschen Staat.Und das Ergebnis des Plebiszits war auch ein Ausdruck der Wut derAutochthonen über die jahrzehntelange Verachtung, Ausbeutung unddas ihnen angetane Leid.

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