13.4.2022
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Zeigen sie mit dem Finger auf Helene Fischer?

Eine Welle Widerwillen gegenüber deutschen Aussiedlern aus Russland

Die Russen haben aufgehört, Sympathien zu wecken. Obwohl nur ein kleiner Prozentsatz der Russen in Westeuropa Putins Politik unterstützt, werden die meisten von ihnen solcher Ansichten bezichtigt. Vor allem deutsche Aussiedler aus Russland sind Opfer der Kremlpolitik geworden. Immer mehr Menschen in der Bundesrepublik betrachten sie mit Abneigung. Es wird vergessen, dass die berühmteste deutsche Frau, die in Russland geboren wurde, Helene Fischer ist.

Helene Fischer

Der Bund der Vertriebenen (BdV) ist von der Welle der Ressentiments gegenüber den Deutschen, die Russland einst verlassen haben, am stärksten betroffen. Ihr Präsident, Prof. Bernd Fabritius, ist selbst in Rumänien geboren und kann daher die Bestürzung seiner russischen Landsleute sehr gut verstehen. 

"Wir wollen keinen Krieg von Putin in Deutschland!" - erklärte er in seiner jüngsten Rede: "Gerade in dieser Zeit ist es besonders wichtig, zusammenzuhalten und niemanden von oben herab zu diskriminieren. Nicht zuzulassen, dass Gemeinschaften wie Russlanddeutsche oder russische Juden zu Unrecht ausgeschlossen werden. Diese in Deutschland lebenden Menschen sind genauso Opfer von Putins Angriff auf Freiheit und Frieden in Europa wie die Ukrainer", so Fabritius weiter. 

Wie der BdV-Präsident erklärte, leben diese Menschen sehr oft in "gemischten Familien", die aus Russlanddeutschen, Russen, aber auch Ukrainern bestehen. Zudem haben sie noch Verwandte in vielen Ländern des ehemaligen Sowjetblocks. Fabritius kündigte außerdem eine ganze Reihe von Initiativen an, um das Image der Aussiedler in der Bundesrepublik Deutschland zu verbessern. 

Die prominenteste deutsche Aussiedlerin aus Russland ist Helene Fischer. Die Sängerin ist im deutschsprachigen Raum erfolgreich und bewegt sich mit ihrer Musik an der Grenze zwischen Pop und Schlager. Sie gilt als eine der bekanntesten und beliebtesten Bühnenkünstlerinnen in Deutschland. Ihr Lied "Atemlos durch die Nacht" war lange Zeit der beliebteste Hit in Deutschland. 

Helene Fischer wurde in der sibirischen Stadt Krasnojarsk geboren, wohin ihre Familie zuvor vom Schwarzen Meer deportiert worden war. Im Alter von vier Jahren ging sie mit ihren Eltern nach Rheinland-Pfalz. 

Fischer stammt von deutschen Siedlern ab, die sich im 18. Jahrhundert auf Veranlassung von Zarin Katharina II in der Ukraine niederließen. Katharina die Große war selbst auch Deutsche und erweckte daher bei ihren Landsleuten Vertrauen. 

Helene Fischer hat das Thema des Krieges in der Ukraine lange Zeit nicht angesprochen. Der Grund für dieses Schweigen war vermutlich ihr Mutterschaftsurlaub. Die Presse erinnerte auch daran, dass sich die Sängerin im Vorfeld konsequent von allen politischen Erklärungen distanziert hatte. 

Fischer hat sich seit November nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt, als sie in der Sendung "Wetten, dass...?" auftrat. ("Wetten, dass...?", in der Vergangenheit moderiert von Thomas Gottschalk, anderwärtig Oberschlesier). 

Während ihres Schweigens, das weniger als einen Monat andauerte, äußerten sich Internetportale (wie focus.de) übermäßig wohlwollend über sie und erinnerten vor allem an ihre Verdienste um die russlanddeutsche Gemeinschaft. 

Bei einem Konzert in Grindelwald (Schweiz) brach Helene Fischer ihr Schweigen und bekundete ihre Solidarität mit den Opfern des Krieges. Sie sagte öffentlich, dass es ihr das Herz bricht, jeden Tag mit ansehen zu müssen, wie Familien auseinandergerissen werden, wie Männer, die Väter, Söhne, Ehemänner, Brüder, Soldaten sind, sterben und Frauen fliehen müssen. Die Sängerin sprach über die immense emotionale Belastung, die die Tragödie in der Ukraine für sie bedeutet. 

Die Erklärung war besonders wichtig im Zusammenhang mit den Demonstrationen und der Durchfahrt von - mit russischen Flaggen geschmückten - Autokolonnen, die in verschiedenen Städten der Bundesrepublik stattfanden. Die kleinen, aber lautstarken Gruppen versuchen auf diese Weise, ihre Unterstützung für Putins hartes Durchgreifen zum Ausdruck zu bringen. Die Teilnehmer riefen ihre begeisterte Unterstützung für den Kreml-Diktator in die Fernsehkameras. Diese Berichte wecken offensichtlich eine Welle Widerwillen gegenüber den in Russland geborenen deutschen Vertriebenen.

Deshalb waren diese klaren und unmissverständlichen Worte der prominentesten deutschen Frau Russlands zur Unterstützung der Ukraine so wichtig. Sie brachten wahrscheinlich der Mehrheit der Deutschen aus Russland Genugtuung und die Hoffnung auf eine Verbesserung ihres Images im öffentlichen Raum der Bundesrepublik. Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Prof. Bernd Fabritius, war wahrscheinlich erleichtert.

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Natalia Klimaschka