Jäger von Hanys und Gorols

Jeder Fußballfan weiß, dass Fußballspiele auf internationaler Ebene im Geiste der Rassentoleranz und des Fair Play ausgetragen werden. Die Spiele der polnischen Mannschaft legen jedoch tief verwurzelte, nationale Konflikte offen. Und an dieser Stelle stellt sich die Frage: Woher kommt der Hass in dem Sport, der die Menschen über Unterschiede hinweg zusammenbringen soll?

(Brinitz ist ein Fluss, der über 600 Jahre das Deutsche Reich von Polen und später Russland trennte, In der polnischen Umgangssprache ist „Hanys“ ein Schimpfwort für die Oberschlesier. So wie “Polacken“ in Deutschland oder "Gorol" für die Polen in Oberschlesien; zu Info)

"Wir Räuber aus Brinitz, wir schöpfen von der Kraft der Grenze, wir sind Hanys-Jäger, hier gibt es keine Kompromisse!" - Das ist die Hymne der Fußballfans der Mannschaft Zagłębie Sosnowiec. Hanys-Jäger ist ihr Name, mit dem sie sich stolz selbst beschreiben. Die Schals mit diesem Spruch in den Vereinsfarben sind zu einem festen Bestandteil der Fans bei jedem Fußballspiel.

Hinzu kamen feindselige Parolen, die auf den Tribünen gerufen wurden, und gesungen wurden verschiedene Lieder, die Oberschlesier beleidigen. Es bleibt zu erinnern, dass Hanys eine abwertende Bezeichnung für Oberchlesier ist. Um den Ursprung des Konflikts zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, mit wem die Fans von Zagłębie Sosnowiec die "Kosy" (Sensen) wetzen. Kosy ist ein Jargon, ein Begriff für Konflikte zwischen Fußballfans. Sie schlagen sich mit anderen Fans aus Kattowitz, Königshütte, Beuthen, oder Hindenburg. Es ist also nicht schwer zu erkennen, dass es sich um die Fans der Mannschaften aus Oberschlesien handelt. Daher nennen sich die Zagłębie-Fans mit Stolz "Hanys-Jäger".

Auf der anderen Seite bleiben die schlesischen Fans den Zagłębie-Fans nichts schuldigt. Die Oberschlesier nennen die Fussballfans aus Sosnowiec „Gorols“, was ebenfalls kein netter Begriff ist. Die Fußballspiele zwischen Zagłębie Sosnowiec und Ruch Chorzów werden von den Fans beider Mannschaften als „Heiliger Krieg“ bezeichnet. Mit Graffiti-Schmierereien führen die Zagłębie-Fans einen regelmäßigen Krieg mit GKS Katowice. Die Ausschreitungen in den Arenen enden in der Regel mit dem Einschreiten der Polizei.

Diese Konflikte wurden vor etwa zehn Jahren zum Thema im Polnischen Parlament. Der damalige Abgeordnete und heutige Senator Marek Plura nahm an einer Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses der Regierung und der Nationalen und Ethnischen Minderheiten teil, um die Aufmerksamkeit der anderen Abgeordneten auf das Problem der "antischlesischen Aggression" zu lenken, wie Plura es damals ausdrückte. Er kam zu diesem Treffen mit einem Schal mit der Aufschrift "Hanys Jäger", den er in einem Fanshop gekauft hatte. Marek Plura glaubte, dass die Schlesier allein aufgrund der Tatsache, dass sie existieren, unbeliebt sind. Er appellierte an beide Seiten des Konflikts und rief zu gegenseitigem Respekt und Toleranz auf.

Polen scheint ein Land zu sein, in dem man sich gerne „unbeliebt macht“. "Du bist ein Hanys, und du bist ein Gorol"! So war es, so ist es leider. Und - soll das wirklich so bleiben? Diese bereits tief verwurzelten gegenseitigen Animositäten sollten jedenfalls nicht an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Denn das wäre keine gute Sache. Man kann doch gemeinsam an einem Ort leben: nicht nebeneinander -  sondern miteinander.

Maria Honka-Biły

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