9.8.2021
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In der Schlange für Kugeln

Berliner Ausstellung über die Vernichtung der polnischen Juden

Bundeskulturministerin Monika Grütters eröffnete in derGedenkstätte Topographie des Terrors in Berlin eineFotoausstellung mit dem Titel "Der kalte Blick". Es ist einschockierendes Zeugnis der Verbrechen derNationalsozialisten, die die Gesichter der zur Vernichtungverurteilten Juden akribisch dokumentiert haben. DieAusstellung ist auch eine Geschichte über das Leben derjüdischen Gemeinden im besetzten Polen.Die Ausstellung besteht aus Fotograen von etwa 100 jüdischenFamilien, kombiniert mit Kurzbiograen der vorgestelltenPersonen.

Auf die Hinrichtung wartende Juden
Auf die Hinrichtung wartende Juden, Foto: Johannes Hähle

Bundeskulturministerin Monika Grütters eröffnete in derGedenkstätte Topographie des Terrors in Berlin eineFotoausstellung mit dem Titel "Der kalte Blick". Es ist einschockierendes Zeugnis der Verbrechen derNationalsozialisten, die die Gesichter der zur Vernichtungverurteilten Juden akribisch dokumentiert haben. DieAusstellung ist auch eine Geschichte über das Leben derjüdischen Gemeinden im besetzten Polen.Die Ausstellung besteht aus Fotograen von etwa 100 jüdischenFamilien, kombiniert mit Kurzbiograen der vorgestelltenPersonen. Die meisten von ihnen wurden später von denBesatzungsbehörden ermordet. Die Autoren der Ausstellungversuchten, den Zusammenhang zwischen demGesichtsausdruck der Opfer und ihrem Schicksal aufzuzeigen. Siewollten diese Menschen dazu bringen, sie anzusehen und ihnenzuzuhören, so dass sie in ihren Gesichtern beispielloses Leidsehen konnten. Sie sind subtiler als körperliche Schmerzen undoft auf den ersten Blick nicht sichtbar.Die Fotograen wurden in Tarnow im Auftrag von WienerForschern aufgenommen, die über typische Merkmale derOstjuden forschten. Die Fotos wurden ohne jeden emotionalenKontext aufgenommen. Die Juden wurden als Objektebetrachtet, die für wissenschaftliche Zwecke dokumentiertwerden sollten.Dies war auch der Aspekt, auf den Ministerin Monika Grüttersbei der Eröffnung der Ausstellung hingewiesen hat. DieseFotograen entstanden im Auftrag von Wissenschaftlern, die sichvom nationalsozialistischen Regime instrumentalisieren ließenund mit ihrem Handeln den Völkermord legitimierten. Auf dieseWeise diente die Ausstellung auch als Warnung vorGedankenlosigkeit in der Konfrontation mit politischenSystemen, die bereit sind, die Menschenwürde mit Füßen zutreten. Die Fotograen weckten mehrere Jahrzehnte lang kein Interesseund wurden im Lager des Naturhistorischen Museums in Wienaufbewahrt. Die Ausstellung "Der kalte Blick. Letzter Blickjüdischer Familien aus dem Getto von Tarnów" (Cool Look. Thelast look of Jewish families from the Tarnów Ghetto) wurde inZusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordetenJuden Europas, der Stiftung Topographie des Terrors und demNaturhistorischen Museum in Wien realisiert. Sie wird bis zum11. April 2021 geöffnet sein./ Das Foto wurde von Johannes Hähle mit freundlicher Genehmigungdes Archivs des Hamburger Instituts für Sozialforschungaufgenommen

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