4.5.2022
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Ein Rezept für Langlebigkeit

Die Holzkirche in Ratsch ist die schönste

Der 3. Mai ist eine einmalige Gelegenheit, für Langlebigkeit zu sorgen. Denn es ist einer der drei Tage im Jahr, an denen die Wallfahrtskirche in Ratsch geöffnet ist. Dort können Sie nicht nur Ihre Gesundheit verbessern, sondern sich auch voll und ganz verwöhnen lassen. Das liegt wohl auch daran, dass die Kirche in Ratsch bei Ratibor die wohl schönste Holzkirche in Oberschlesien ist.

Górczanki
Fot. Natalia Klimaschka

Am 3. Mai 1667 sollen die Einwohner von Peterwitz ein geheimnisvolles Licht auf den Feldern bemerkt haben. Zuerst hatten sie Angst, sich ihm zu nähern. Erst in der Nacht nahmen sie den Mut zusammen. Es stellte sich dann heraus, dass es von einer neu geschaffenen Wasserquelle ausging. Außerdem sollte ein in ein Tuch eingewickelter Gegenstand darin schwimmen. Zunächst wussten die Gläubigen nicht, wie sie es herausholen sollten. Der örtliche Pfarrer, Martin Mosler, wurde zur Quelle gerufen. Und nur ihm ist es gelungen, das seltsame Bündel herauszufischen. Als es aufgeklappt wurde, erschien den Gläubigen ein gemaltes Bild des gekreuzigten Christi. Die Gläubigen bildeten eine Prozession, und das wundertätige Bild wurde in die örtliche Kirche getragen. Die Ähnlichkeit des Sohnes mit Gott dem Vater sollte im Laufe der Zeit wieder verschwinden, aber die damals entspringende Quelle ist auch heute noch aktiv. 

Zum Gedenken an dieses Ereignis wurde im Laufe der Zeit eine kleine Holzkirche des Heiligen Kreuzes errichtet. Der Tempel erwies sich als ein Meisterwerk der Holzkirchenarchitektur. Das große Highlight der Kirche ist das Altarbild aus dem 18. Jahrhundert, das die Kreuzigung Christi darstellt. Die Innenausstattung wird durch zwei weitere Seitenaltäre mit ebenso schönen Barockmalereien ergänzt. Eines davon zeigt ein Bild der Eltern Marias: die heilige Anna zusammen mit dem heiligen Joachim. Eine solche Ikonographie ist in Schlesien selten. Die Wände sind mit Kreuzwegbildern des Münchner Meisters Berz geschmückt, deren Beschriftungen in deutscher und mährischer Sprache gehalten sind.  

Es ist bedauerlich, dass die wertvollsten Kunstwerke der Kirche aus Sicherheitsgründen an die Gemeinde übertragen wurden. Eines davon war ein Schabkunstwerk mit der Darstellung des "Muttergottes von Rauden" von Johann Elias Ridinger. Das ist sehr bedauerlich, da diese Objekte aus ihrem künstlerischen, jahrhundertealten Kontext gerissen wurden. Es ist gut, dass wenigstens der Kronleuchter, den Gräfin von Gaschin von Küh Berge einst der Kirche gestiftet hat, dort belassen wurde. 

Ein zusätzlicher Wert der Kirche ist ihre malerische Umgebung. Die postglaziale Gebirgslandschaft ist charakteristisch für die Umgebung von Groß Peterwitz und das benachbarte Hultschiner Ländchen. Die Kirche befindet sich inmitten dieser Landschaft, was sie noch attraktiver macht. Im Jahr 1899, mehr als 200 Jahre nach der wundertätigen Quelle in Ratsch, wurde beschlossen, über der heiligen Quelle eine gemauerte Kapelle zu errichten. Auch heute noch kann man dort Wasser schöpfen, das wundersame Eigenschaften aufweist. Die Quelle ist jetzt 6 Meter tief. Dies zeigt sich am Durchschnittsalter der Einwohner, die sehr oft 90 oder sogar 100 Jahre alt werden. Der Tradition zufolge sind die Einnahme des Heiligen Wassers, fleißige Arbeit und Gebet das Rezept für ein solch langes Leben.  

Die Kirche wurde nicht nur von Kunsthistorikern, sondern auch von vielen Kirchenoberhäuptern gewürdigt. Papst Pius VI verlieh ihr den Rang einer Jubiläumskirche, d.h. einer Kirche, in der ein vollkommener Ablass gewährt werden kann. Die Kirche des Heiligen Kreuzes in Ratsch ist berühmt für Wunderheilungen und besondere Gnaden. Deshalb wollte Erzbischof Alfons Nossol hier unbedingt die Messe feiern. 

So ist die Kirche zum Beispiel am zweiten Ostertag ein Wallfahrtsort, der vom so genannten Osterreiten begleitet wird. Zu dieser Zeit kommen die Bauern aus der Umgebung auf ihren Reittieren hierher, um für eine gute Ernte zu beten.  

Die Holzkirchen sind oft die einzigen materiellen Überreste der Generationen von namenlosen Autochthonen, die jahrhundertelang in Oberschlesien lebten. Die Kirche in Ratsch ist wahrscheinlich die schönste in ganz Oberschlesien.  

Es wird nur dreimal im Jahr geöffnet. Einer dieser besonderen Tage ist der 3. Mai - zum Gedenken an den Fang des Abbilds Christi und die Entdeckung der wunderbaren Quelle an diesem Tag. Dieses außergewöhnliche Ereignis sollte man sich nicht entgehen lassen. Nach der bereits erwähnten Tradition ist das Beten in dieser Kirche in Verbindung mit dem Trinken des Wassers aus der wundertätigen Quelle eine Chance, das Leben zu verlängern.

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Natalia Klimaschka