13.10.2025
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Die Wegbereiter im Schatten

35 Jahre SKGD in Gogolin

Die Feier in Gogolin zum 35-jährigen Bestehen der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) war ohne Zweifel ein großer Erfolg – die beeindruckende Teilnehmerzahl und die professionelle Gestaltung zeigten die Lebendigkeit der Minderheit. Und doch – im Rampenlicht blieben gerade die Wichtigsten im Schatten.

Das Bühnenbild war beeindruckend

Die eindrucksvoll dekorierte Sporthalle in Gogolin war bis auf den letzten Platz gefüllt – ein Bild, das den Teilnehmern des Jubiläums im Gedächtnis bleiben wird. In Zeiten, in denen das Interesse an der Arbeit der Minderheit deutlich nachlässt, war der Anblick so vieler gemeinsam Feiernder etwas Besonderes. Es war eine Demonstration der Stärke und Bedeutung einer Organisation, die seit 1990 die wichtigste Vertretung der deutschen Gemeinschaft in der Oppelner Region ist.

Die umgestaltete Turnhalle begeisterte – elegant, stimmungsvoll ausgeleuchtet, mit einer bis ins Detail durchdachtes Bühnenbild, die dem Ereignis den Charakter einer echten Gala verlieh. Man spürte: Die Organisatoren hatten auf jedes Detail geachtet. Das war längst kein lokaler Verein mehr, sondern eine gereifte Institution, die mit einer Stimme spricht.

Und doch – wie so oft bei Jubiläen – warf das Licht auch Schatten.

Die, die am Anfang standen

Unter den Gästen waren auch jene, die vor 35 Jahren die SKGD gründeten – die „Menschen der ersten Stunde“: Heinrich Kroll, Richard Urban, Richard Donitza, Helmuth Paździor oder Róża Zgorzelska. Sie waren es, die 1990 in Gogolin die Organisation ins Leben riefen – als Raum zur Pflege der deutschen Identität und Kultur nach Jahrzehnten des Schweigens.

Diesmal jedoch bat man sie weder um Erinnerungen noch um ein abschließendes Wort. Es fehlte an Rückblicken auf jene Tage, auf den Mut und die Emotionen der ersten Versammlungen. Man ehrte sie nicht einmal symbolisch – nicht mit Auszeichnungen (die ohnehin zweitrangig sind), sondern mit einer einfachen Geste der Erinnerung.

So entstand der Eindruck, als sei die SKGD von anonymen Gestalten gegründet worden – oder von längst ausgestorbenen Dinosauriern.

Auch ein Moment der Begegnung fehlte: kein Raum für Gespräche, keine Pause, um sich nach Jahren wiederzusehen. Die mehrstündige Veranstaltung ohne Unterbrechung und mit zu wenig Kaffee oder Getränken war nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch sozial schwierig. Viele ältere Teilnehmer fühlten sich auf die Rolle von Zuschauern in einem Theaterstück reduziert, das die moderne Minderheit präsentieren sollte.

Lokomotive und Brücke

Unter den Gästen befanden sich die wichtigsten Partner und Vertreter deutscher wie polnischer Institutionen. Anwesend war unter anderem der Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius, der den Versammelten Glückwünsche von Bundeskanzler Friedrich Merz überbrachte.

Fabritius betonte, dass die deutsche Minderheit in Polen eine „Brücke“ in den deutsch-polnischen Beziehungen sei – eine Brücke, die Pflege und Unterstützung von beiden Seiten der Oder brauche. Mit Anerkennung sprach er auch über den Vorsitzenden der SKGD, Rafał Bartek, den er als „Lokomotive“ der Organisation und als Beispiel modernen, erfolgreichen Führungsstils bezeichnete.

Bartek erinnerte in seiner Rede daran, dass die Stärke der Minderheit immer von den Menschen ausgegangen sei:

„Die Minderheit ist zu einer Plattform geworden, auf der wir uns gegenseitig unterstützen konnten. Dass wir heute hier zusammen sind, ist der Beweis für die Verwirklichung ihrer Träume und ihrer Arbeit.“

Er hob hervor, dass die SKGD durch die Arbeit an der Basis lebe – durch Tausende Stunden in den DFK-Kreisen, durch das Engagement von Lehrern, Kulturinitiatoren und Ehrenamtlichen:

„Wenn wir uns nicht um unsere deutsche Identität kümmern, wird sie verwelken. Pflegen wir aber Sprache, Kultur und Bindungen – dann wird sie überleben. Unsere Gemeinschaft hat nur dann Sinn, wenn sie eine Gemeinschaft von Menschen bleibt, nicht bloß von Strukturen“, betonte der Vorsitzende.

Während der Feier wurden mehrere Dutzend Personen mit Ehrenzeichen und Urkunden ausgezeichnet. Zu Recht – man würdigte aktive Mitglieder der letzten Jahre, die das kulturelle Leben vor Ort tragen und lebendig halten.

Zwischen Stolz und Nachdenklichkeit

Zweifellos war das Jubiläum ein Erfolg. Es zeigte Stärke, Mobilisierungskraft und das politische Gewicht der Organisation. Doch erinnerte es auch daran, dass jede Geschichte – auch die der Minderheit – ihre stillen, fast vergessenen Helden hat.

Man sollte meinen, dass man bei einem 35-jährigen Jubiläum zu den Wurzeln zurückkehrt. Doch jene, die sie einst pflanzten, blieben diesmal im Schatten – als hätte die Geschichte erst heute begonnen.

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Sebastian Fikus