21.7.2022
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Beweise für Größe

Die württembergischen Königsgüter kehren nach Oppeln zurück

Von der Pracht Oberschlesiens in früheren Jahrhunderten zeugen vor allem die Ruinen von Palästen. Einige von ihnen haben sogar die Zeitprobe überstanden, andere haben ganz aufgehört zu existieren. Dieses Schicksal teilte auch das Schloss der württembergischen Könige in Carlsruhe, das zuvor ein kulturelles Zentrum von europäischer Bedeutung gewesen war. Deshalb sind die Objekte aus diesem Palast, die kürzlich aus München nach Oppeln gebracht wurden, so wichtig für die regionale Identität. Umso wichtiger ist es, dass von der Ausstattung der oberschlesischen Schlösser meist nur Fotografien erhalten sind.

Muzeum Śląska Opolskiego
Fot. Muzeum Śląska Opolskiego

Das Auktionshaus Neumeister in München veranstaltete eine Auktion mit württembergischen Familienandenken. Diese Gegenstände wurden vor dem Zweiten Weltkrieg aus dem Gebiet des heutigen Friedens entnommen. Bis zur Versteigerung waren sie in den Nachlässen der Vorfahren in Deutschland gelagert. In der 10-stündigen Auktion "Hidden Treasures - die verborgenen Schätze des Hauses Württemberg" wurden Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände aus der ehemaligen Stadt Carlsruhe versteigert. Die meisten von ihnen wurden vom Oppelner Schlesischen Museum erworben. 

Die Familie Württemberg erbte das carlsruhische Gut in 1719 und sorgte in den folgenden Jahren für ihren umfassenden Ausbau. Sie errichteten hier ein Schloss, das von einem der damals berühmtesten Architekten Europas, Carl Gotthard Langhans, entworfen wurde. Der aus Stone Mountain stammende Künstler war unter anderem der Designer des Brandenburger Tors in Berlin.

Der Palastkomplex in Carlsruhe wurde auf einem kreisförmigen Grundriss errichtet, der in Europa einzigartig war. Auf diese Weise wurde die unbedeutende Waldsiedlung zu einem Ort, an dem sich die prominentesten Vertreter der künstlerischen und aristokratischen Elite des damaligen Europas aufhielten. 

Carlsruhe, heute ein städtisches Dorf, war an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die kulturelle Hauptstadt Schlesiens. Das hiesige Schloss beherbergte ein professionelles Theater, Ballett und Symphonieorchester, das sein künstlerisches Niveau Prinz Friedrich Eugen von Württemberg verdankte.

Während der Frontkämpfe 1945 wurde der Palast schwer beschädigt und in den folgenden Jahrzehnten abgerissen. Materielle Spuren davon sind heute nicht mehr vorhanden, und an ihrer Stelle steht ein leerer Kreisverkehr.

Die vom Oppelner Schlesischen Museum in München erworbenen Artefakte sind keine besonders wertvollen Schätze. Dazu gehört ein 46-teiliges Kaffeeservice mit Ansichten des Friedens vom Ende des 19. Jahrhunderts, das aus den Keramikfabriken in Waldenburg und Tiefenfurt stammt. Darunter befindet sich ein Porzellan-Frühstücksset für zwei Personen aus der Nymphenburger Porzellanmanufaktur. Es gibt auch weniger wertvolle Gegenstände wie einen Weidenkorb mit Textilien. Zu den Gegenständen gehören auch Öllandschaften mit dem Panorama des Friedens, Goldschmuck, darunter ein Medaillonensemble aus dem 19. Jahrhundert.

Obwohl die Mehrheit der Einwohner des heutigen Carslberg Einwanderer sind, können die greifbaren Artefakte aus dem württembergischen Landgut für ihre Identität von großer Bedeutung sein. Für die meisten von ihnen ist Oberschlesien eine Randregion, eine stumpfe Provinz, in der es keine nennenswerten kulturellen Initiativen gibt.

Die Versuche, die Menschen an den früheren Ruhm der Region zu erinnern, waren meist unzuverlässig. Die vergessenen künstlerischen Traditionen des Friedens waren so weit entfernt und unwirklich wie die Legenden von König Popiel. Die materiellen Hinterlassenschaften des württembergischen Königshauses verleihen dieser Vergangenheit eine reale Dimension. Sie machen ein kulturelles Nichts physisch greifbar.

Man kann spekulieren, dass die Gelegenheit, Artefakte der königlichen Familie Württemberg zu erwerben, wahrscheinlich nie ergriffen worden wäre, wenn sie sich drei Jahrzehnte früher geboten hätte. Es ist kein bloßes Zeichen der Zeit, dass deutsche Überreste nicht mehr mutwillig zerstört, sondern im Gegenteil bewusst aus dem Ausland nach Oppeln gebracht werden. Auf diese Weise haben sie die Chance, wichtige Bestandteile einer gemeinsamen neuen Identität für alle Bewohner der Region zu werden. 

Wir sollten froh sein, dass wir solche Zeiten noch erleben dürfen.

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Anna Stawiarski