13.4.2024

Ein Titan der Versöhnung. Erzbischof Alfons Nossol

Prof. Dr. habil. Alfons Nossol scheint der bedeutendste Oberschlesier der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert zu sein. Er wurde 1932 in Broschütz geboren und verbrachte eine schöne Kindheit in der oberschlesischen Provinz in der Atmosphäre von Märchen, Legenden und Volksfrömmigkeit. Zum Gymnasium ging er in das Carolinum in Neiße, wo er auch das Priesterseminar absolvierte.

Prof. Dr. habil. Alfons Nossol scheint der bedeutendste Oberschlesier derWende vom 20. zum 21. Jahrhundert zu sein. Er wurde 1932 in Broschützgeboren und verbrachte eine schöne Kindheit in der oberschlesischenProvinz in der Atmosphäre von Märchen, Legenden und Volksfrömmigkeit. Zum Gymnasium ging er in das Carolinum in Neiße, wo er auch dasPriesterseminar absolvierte. Da man seine intellektuellen Fähigkeitenzu schätzen wusste, wurde er an die katholische Universität in Lublingeschickt. Er machte dort seine Promotion und Habilitation. Im September 1976 starb der Bischof der Diözese Oppeln, Franciszek Jop, und der damalige Primas, Stefan Wyszyński, suchte einenNachfolger. Er wollte einen Geistlichen, der in der Lage wäre, die angespannte nationale Lage in der Diözese zu besänftigen. Seine Wahlfiel auf Alfons Nossol, der mit diesem Angebot gar nicht glücklich war.Er glaubte, er würde in der schlesischen Religiosität aufwachsen, dieein wenig anders ist, als in anderen Regionen des Landes. Er war voneiner anderen Sensibilität durchdrungen, in der es keinen Platz gibt,Religiosität mit Patriotismus zu verbinden. Doch der Primas blieb beiseiner Entscheidung.Der Systemwechsel und die Geburt der organisierten deutschenMinderheit fallen in die Zeit, als Alfons Nossol die Oppelner Diözeseleitete. Einerseits versuchte er, revolutionäre Stimmung unter denAutochthonen zu neutralisieren. Gleichzeitig sah er aber auch die211Notwendigkeit, die Eucharistie im Oppelner Schlesien wieder in deutscher Sprache einzuführen. Aber die Bedenken bei den polnischenGeistlichen gegen diese Perspektive waren groß. Alfons Nossol suchteHilfe beim Papst, der viel Interesse für dieses Problem zeigte. Über dasProblem sprachen sie oft zu dritt mit dem damaligen Kardinal JosephRatzinger. Alfons Nossol erzählte ihnen von den jahrhundertealtenTraditionen der Zweisprachigkeit der Region. Johannes Paul II. fühltesich von diesen Argumenten überzeugt und entschloss sich, Deutschin der Liturgie in Oberschlesien einzuführen. Somit war das de factoeine Entscheidung des Papstes selbst. Oder zumindest wurde sie inenger Absprache mit dem Heiligen Stuhl getroffen.Mit der Zeit gehörten die deutschsprachigen Messen in Oberschlesien zum Alltag. Alfons Nossol engagierte sich für eine Reihe vonwichtigen Infrastrukturprojekten in der Region. Er gilt als einer derwichtigsten Gründer der Oppelner Universität. Auch das Sanktuariumdes heiligen Hyazinth in Groß Stein ist sein Werk. Erstaunlich ist auch,dass die Tätigkeit des Erzbischofs heute sowohl von den Autochthonenals auch von den polnischen Nachbarn bewundert wird. Er fand auchgroße internationale Anerkennung. Bundespräsident Frank-WalterSteinmeier sagte, er wäre einer der wichtigsten Pfeiler der Brücke, diePolen mit Europa verbindet. Und eben dieser Gedanke ist ErzbischofNossol am wichtigsten. Wie er in seinen Memoiren schrieb: „Wir bittendarum, als Europäer gesehen zu werden.”

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