1.8.2022
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Verteidigung der gemeinsamen Interessen

Die Schlesier erklären sich zu Verbündeten der Deutschen

Auf Initiative des schlesischen Europaabgeordneten Łukasz Kohut und mit tatkräftiger Unterstützung des VdG-Präsidenten Rafał Bartek fand im DFK in Rosenberg ein erstaunliches Treffen statt. Es saßen nicht nur Abgeordnete und VdG-Vorstandsmitglieder an einem Tisch. Am selben Tisch saßen auch mehrere Vertreter der deutschen Minderheit und schlesischer Organisationen. Die Europaabgeordnete Birgit Sippel (SPD) versprach, sich in Brüssel für die Interessen beider Gruppen einzusetzen.

Die Schlesier erklären sich zu Verbündeten der Deutschen
Fot. Natalia Klimaschka

In den rosenberger Sitz des DFK fand ein Treffen der Europaabgeordneten Kohut, Sippel (SPD), des VdG-Präsidenten Rafał Bartek, der Mitglieder des VdG-Vorstands, einschließlich des Präsidenten der SKGD der Woiwodschaft Schlesien, Martin Lippa, sowie der gewöhnlichen Mitglieder des DFK und schlesischer Organisationen statt. Die Wahl von Łukasz Kohut fiel auf Rosenberg, da die schlesischen Organisationen in dieser Region mehr Unterstützer haben.

Das Format des Treffens war an sich schon ungewöhnlich. Denn während Treffen zwischen VdG-Führern und deutschen oder europäischen Politikern eine Selbstverständlichkeit und an der Tagesordnung sind, werden sie in der Regel nicht von Mitgliedern des DFK begleitet. Und noch weniger werden sie von Mitgliedern schlesischer Organisationen begleitet, die bisher in der Minderheit als eher ungeliebte Konkurrenz gesehen wurden. 

Łukasz Kohut zwang den Diskutanten an mehreren Stellen die englische Sprache auf. Auch dies war eine interessante Erfahrung, da diese Sprache bei Treffen der deutschen Minderheit kaum verwendet wird. 

Das vielleicht wichtigste Thema des Treffens war die Begrenzung der Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache in den Schulen. Diese Regelung wurde nur auf deutsche Gemeinden angewandt. Für andere Minderheiten in Polen wurden keine derartigen Vorschriften eingeführt. Die Europaabgeordnete Sippel wies darauf hin, dass Schul- und Bildungsfragen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Europäischen Kommission fallen. Sie war jedoch der Ansicht, dass es sich bei der fraglichen Verordnung um eine politisch motivierte Diskriminierung handele und die Europäische Kommission sich daher dringend damit befassen müsse. 

Es wurde beklagt, dass diese Regelungen auf Kosten der kleinen Kinder der deutschen Minderheit gehen, die es in Zukunft schwerer haben werden, sich in einem vereinten Europa zurechtzufinden. Es wurde auch auf die Mechanismen der Abschreckung gegen das Lernen der deutschen Sprache in den Lehrplänen anderer Fächer hingewiesen, in denen die Deutschen weiterhin als ewige Feinde der Polen dargestellt werden. 

In der gemeinsamen Diskussion wurde die Art und Weise erörtert, wie die internationale Lage in den von der Zentralregierung abhängigen Medien dargestellt wird. Es wurde behauptet, dass der deutsche Staat in ihnen für alle sozialen und wirtschaftlichen Probleme in Polen verantwortlich gemacht wird. 

Es wurde darauf hingewiesen, dass es in der polnischen Gesellschaft keine Abneigung mehr gegen Deutsche gebe. Im Gegenteil, die VdG-Führer stoßen auf Verständnis und Sympathie. Hier wurde das Beispiel des Bürgermeisters der Stadt Gleiwitz angeführt, der mit städtischen Mitteln zusätzlichen Deutschunterricht an Schulen finanziert. 

Es wurden aber auch Befürchtungen geäußert, dass die bei jeder Gelegenheit demonstrierte Abneigung gegen das Deutschtum zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung führen könnte. Der Fall des Brexits wurde hier angeführt. Anfänglich nahm auch niemand eine solche Lösung ernst. Es wurde darauf hingewiesen, dass selbst hier das unwahrscheinlichste Szenario plötzlich Realität werden könnte. Und die sich verschlechternde Versorgungslage könnte zu Ausschreitungen gegen Vertreter der deutschen Minderheit führen. 

Es wurde darauf hingewiesen, dass sich die Minderheitenorganisation in den vergangenen Jahrzehnten in einer relativ komfortablen Situation befunden habe und es eher schwierig gewesen sei, die Palette der Möglichkeiten auszuschöpfen, die die polnische und die deutsche Regierung der Organisation eröffnet hätten. Nun sollte sich die Situation grundlegend ändern. Die Verantwortlichen der Organisation waren nicht in der Lage, die offensichtlichsten Entscheidungen in Warschau zu inspirieren. Als Beispiel nannten sie den Genehmigungsstopp für die Anbringung von Namen mit deutsch-polnischen Doppelnamen auf Straßenschildern am Eingang einzelner Orte. 

Es wurde darauf hingewiesen, dass die Behinderung von Aktivitäten, die auf die Verwirklichung so grundlegender Werte wie der kulturellen und sprachlichen Vielfalt abzielen, ein neues Phänomen ist. Die Notwendigkeit, für die elementarsten Rechte der Sühne zu kämpfen, soll für die derzeitige VdG-Führung ebenso neu wie überraschend sein. 

Bei dem Treffen wurden auch die Probleme der schlesischen Gemeinden erörtert, obwohl sie bei weitem nicht das dominierende Thema waren. Vielleicht wird die neue Situation der Beginn einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen diesen Gruppen sein. 

Diese Zusammenarbeit sollte jedoch nicht mit einem Sturm der Entrüstung gegen die Regierung in Warschau beginnen, sondern mit einer ehrlichen Debatte über die ideologischen Gemeinsamkeiten zwischen den schlesischen Gemeinschaften und der deutschen Minderheit. Denn es könnte sich bald herausstellen, dass die Unterschiede zwischen ihnen nur nominell sind und in der Vergangenheit eher das Ergebnis gegenseitiger Antipathie seitens ihrer Führer waren. Das rosenbergische Treffen, das in einer freundlichen Atmosphäre stattfand, lässt hoffen, dass zumindest dieses Problem nicht mehr besteht.

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