Schlesier kehrt aus Tokio zurück

Die Rückkehr von Olympiasieger Dawid Tomala in sein Dorf Boischow in Oberschlesien war ein ungewöhnliches Ereignis. Schließlich kennt ihn hier jeder. Von der Schule, dem Hinterhof oder der Kirche. Bis vor kurzem war Dawid auf Baustellen anzutreffen. Es war auch bekannt, dass dieser bescheidene Autochthone absichtlich Journalisten und Blitzlichtgewitter mied. Seine sportliche Karriere hat er selbst finanziert.

Obwohl Dawid Tomala eine originelle Leidenschaft und ein außergewöhnliches Talent hatte, war er für viele nur ein gewöhnlicher Junge aus der Nachbarschaft. Dawid erhielt weder ein ministerielles Sportstipendium noch hatte er irgendwelche Sponsoren. Man kann von ihm sagen, dass er sich seinen Erfolg selbst verdient hat.

Es war nicht das erste Mal, dass ein Geher aus Boischow an den Olympischen Spielen teilnahm. Wir konnten ihn bereits in London verfolgen, als er den 19. Platz beim 20-km-Lauf belegte. Vor seiner Abreise fand eine feierliche Verabschiedung statt, verbunden mit der Übergabe des Sportlers an die Gemeinde. Ansonsten wussten in diesem Jahr nur seine engsten Vertrauten, wann Dawid den Kontinent verließ, um uns in Tokio zu vertreten.

Die Nacht, in der die Königsdistanz stattfand, verlief für die Einwohner von Boischow nicht friedlich. Die meisten von ihnen verfolgten die Aktionen ihrer Landsleute. Diejenigen, die Dawids Sieg aus irgendeinem Grund nicht bewundern konnten, wurden sicherlich durch Rufe und Ovationen auf den Straßen und durch Textnachrichten ihrer Freunde geweckt.

Dies war jedoch nur der Anfang der allgemeinen Freude. Schon am Morgen waren Journalisten auf der Suche nach dem Haus seiner Familie in Boischow. Am Abend, um 20 Uhr, versammelten sich mehrere hundert Einwohner auf dem Fußballplatz, um gemeinsam zu feiern. Daraufhin vereinbarten sie, sich zu treffen, bis sie den Medaillengewinner zu Hause begrüßen konnten.

Auf diese Weise feierten sie vier Abende lang. Jedes Mal gab es spontane Treffen, die die Bürger von Boischow selbst über die sozialen Medien organisierten. Außerdem wurde ein "Gratulationsbuch" erstellt, in das jeder freundliche Worte für Dawid schreiben konnte. Die Stadtverwaltung veranstaltete einen Wettbewerb für ein Foto des Sonntagsmittagessens mit olympischem Touch.

Am Tag seiner Rückkehr sollte der Spaß mit dem "Lärm machen" für den Sieger beginnen, d.h. mit dem Hupen zu Ehren des Siegers. Mehr als 100 Autofahrer und 4 Feuerwehrfahrzeuge beteiligten sich an der Aktion. An diesem Tag schmückten die Bewohner das Haus von Dawids Familie. Als der olympische Sieger schließlich in seiner Heimatdorf Boischow ankam, traf er die Einwohner gleich auf demselben Platz. Jede Familie konnte ein Foto mit ihm machen und ein Autogramm bekommen. Sowohl am Sonntag als auch am Montag wurden die Ereignisse aus Boischow im Fernsehen übertragen.

Bemerkenswert ist das Bedürfnis, gute und schlechte Momente gemeinsam zu erleben, das in kleinen schlesischen Gemeinden immer noch schwelt. Zweifellos ist dies nicht mehr so häufig der Fall wie in den vergangenen Jahren, aber das Bedürfnis der Autochthonen, zusammen zu sein, ist immer noch präsent.

Der Erfolg des Sportlers aus Boischow könnte durch die Werte beeinflusst worden sein, die sich aus dem oberschlesischen autochthonen Ethos ableiten, wie z. B. Fleiß, Entschlossenheit bei der Verfolgung eines Ziels oder schließlich Respekt vor Älteren.

Letzteres ist besonders wichtig, denn Dawids Trainer ist sein Vater - Grzegorz Tomala. Er plant nicht nur das Training seines Sohnes, sondern kümmert sich auch täglich um die körperliche Betätigung der Kinder, da er selbst Sportlehrer an der örtlichen Grundschule ist.

Dawid Tomala, ein Schlesier, kann für viele von uns zum Vorbild werden, denn sein Beispiel zeigt, wie man trotz aller Widrigkeiten seine Träume verfolgen kann und wie man den scheinbaren Nachteil "aus dem schlesischen Dorf zu kommen" in einen Vorteil verwandeln kann.

Daria Socha

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