11.10.2021
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Den Schlesiern wurde bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen des VdG die Hand gereicht

Die Kattowitzer Philharmonie veranstaltete einen Festakt anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Vereinigung der deutschen soziokulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). Der Höhepunkt der Veranstaltung war eine herausragende Rede ihres Präsidenten Bernard Gaida, in der er den im Saal anwesenden Vertretern schlesischer Kreise die Hand reichte und Offenheit gegenüber dem Anderssein ankündigte. Dies ist ein wichtiger Impulsgeber in der Diskussion über die Situation der autochthonen Gemeinschaften.

Langer Gaida
Peter Langer

Die Kattowitzer Philharmonie veranstaltete einen Festakt anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Vereinigung der deutschen soziokulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). Der Höhepunkt der Veranstaltung war eine herausragende Rede ihres Präsidenten Bernard Gaida, in der er den im Saal anwesenden Vertretern schlesischer Kreise die Hand reichte und Offenheit gegenüber dem Anderssein ankündigte. Dies ist ein wichtiger Impulsgeber in der Diskussion über die Situation der autochthonen Gemeinschaften.

Die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Vereinigung der deutschen soziokulturellen Gesellschaften in Polen hinterließ einen eher frustrierenden Eindruck. Es war ein Akt der Selbstbeweihräucherung und Ehrung derjenigen, die zum engsten Kreis der Minderheitenführung gehören.

Die Rede des VdG-Vorsitzenden Bernard Gaida war dagegen ein wichtiger Moment. Sie war klar, durchdacht, ohne langweilige Elemente, überzeugend. Es war eine Rede, die mit großem Interesse verfolgt wurde, zudem bewies Präsident Gaida einmal mehr seine rhetorischen Fähigkeiten. Er sprach u.a. über den Beitrag der Schlesier zur Entstehung des deutschen Kulturkreises und über die Notwendigkeit, dass Polen im Rahmen der Europäischen Union bleibt.

Der wichtigste Akzent dieser Rede war das Ausstrecken der Hand in Richtung der schlesischen Kreise als auch die Anerkennung ihres Rechts auf Individualität innerhalb einer einzigen, historisch geprägten Gemeinschaft. Diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit auf dieser Ebene war für den VdG-Präsidenten eine völlig neue Qualität.

Jedenfalls wurden Vertreter schlesischer Kreise zu der Zeremonie eingeladen und offiziell für ihre Anwesenheit gedankt. Auch dies war ein wichtiger und erfreulicher Aspekt der Zeremonie. Ebenso war es eine positive Überraschung, dass die Vertreter der umgesiedelten Gemeinschaften geehrt und als Mitglieder einer einzigen autochthonen Familie behandelt wurden.

Im Rahmen der Feierlichkeiten fand auch eine Podiumsdiskussion mit einem engen Querschnitt von Vertretern der verschiedenen Organisationen rund um die VdG statt. Dies war der richtige Ort und Zeitpunkt für eine ehrliche und offene Diskussion über den Zustand der VdG.

Obwohl jeder weiß, dass die Organisation seit Jahren mit sehr ernsten, strukturellen Problemen zu kämpfen hat, hörten wir von den Diskussionsteilnehmern im Grunde nur Selbstlob.

Die Tatsache, dass sich die autochthone/deutsche Intelligenz deutlich von den Organisationen um den VdG distanziert, wurde nicht thematisiert. In diesem Milieu könnte man sogar ganz leicht Dutzende von seriösen Professoren finden, von denen einige wahrscheinlich für die Organisation gewonnen werden könnten. Der VdG verfolgt jedoch eine konsequente Strategie der Entmutigung und der Schließung der Tür vor ihnen.

Die deutsche Minderheit ist im kulturellen Leben der Region nicht präsent, weil Amateurinitiativen in polnischen Kreisen kein Interesse, geschweige denn Respekt finden. Die kleine Gruppe von Jugendlichen, die in eine Jugendorganisation integriert ist, ist eher ein Feigenblatt für das mangelnde Interesse der überwiegenden Mehrheit der jungen Autochthonen/Deutschen, sich zu engagieren. In allen Altersgruppen ist die Bereitschaft, sich zu engagieren, rückläufig, am deutlichsten ist dies bei jungen Menschen.

Die Probleme der Organisation wurden immer wieder mit oberflächlichen Erklärungen abgetan, dass wir natürlich Fehler gemacht haben, aber wer macht schon keine. Es gab also im Grunde nichts zu besprechen. Leider wurden keine Fragen oder Stimmen aus dem Publikum zugelassen.

Dies war nicht erfreulich. Für einen Moment schien es, als würde der Appell des TSKN-Vorsitzenden Rafał Bartek auf dem letzten Jahreskongress des VdG zu Ehrlichkeit und Offenheit in der Diskussion über den Zustand der Organisation erhört werden. Die Podiumsdiskussion während der 30-Jahr-Feier war jedoch eine genaue Negation dieser Erwartungen.

Man kann also nur hoffen, dass sich die Erklärungen, den schlesischen Kreisen die Hand zu reichen, nicht ebenfalls als leere Worte erweisen.

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Natalia Klimaschka