25.6.2023
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Über den Tod des Wassergeistes

Der schlesische Glaube hat keinen Platz mehr auf der Erde

Wir präsentieren den Text von Monika Szymura über die Präsenz von Wasserdämonen im Leben ihrer Großeltern. Hunderte von Jahren liebte die autochthone Gemeinschaft Legenden und fantastische Geschichten, die sie mit dem tiefen Katholizismus in Einklang brachte. All dies hat die außergewöhnliche Besonderheit dieses Landes geschaffen. Heute ist von dieser archaischen schlesischen Identität nur noch wenig übrig.

Wassergeistes
Fot. Natalia Klimaschka

In meinem Haus wurde früher oft über "utopki (Ertinkende)" gesprochen. Sie sind schelmische Wassergeister, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Menschen von der katholischen Religion abzubringen. Utopki spielten ihren Opfern oft Streiche und verhöhnten sie. Um sie anzulocken, glichen sie den geliebten Menschen ihrer Opfer. Diese Dämonen entführten Kinder und Erwachsene gleichermaßen und hielten sie für immer in den trüben Tiefen des Wassers gefangen. In meinem Haus waren sich alle einig, dass die einzige Rettung vor dem utopek Weihwasser, der Rosenkranz oder das Zeichen des Heiligen Kreuzes waren. Davor hatten die utopki große Angst.

Die Freundinnen meiner Oma Blandyna glauben, dass diese Kreaturen in heidnischen Zeiten gute Beziehungen zu den Menschen hatten und sich sogar mit ihnen anfreundeten, indem sie Alltagsgegenstände austauschten. Das sollte sich später ändern. Offenbar machten sie sich erstmals bemerkbar, als die ersten Mönche im Auftrag der Heiligen Hedwig von Andechs in die Gegend um Ratiborer Erze kamen. Sie kamen mit dem Schiff dorthin, denn Flüsse waren damals die wichtigsten, oft die einzigen Transportwege. Die kolonisierenden Aktionen der Mönche in den Eryen sollen die utopki verärgert haben. Von meinen Nachbarn habe ich auch eine andere Version gehört, wonach die utopki die Geister der ermordeten hussitischen Emigranten sind. Nach dem Tod sollen sie sich in Wasserdämonen verwandeln haben. Onkel Eugen sagte oft, dass utopki gefallene Engel seien. In der Kirche habe ich einmal gehört, dass utopki Seelen sind, die für Sünden büßen. Es fällt mir schwer, zu beurteilen, was es wirklich war.

Laut meiner Tante Lucyna ist die Tatsache, dass utopki Wasserdämonen sind, darauf zurückzuführen, dass es in unserer Gegend viele Feuchtgebiete gibt. Es gibt viele Teiche, Flüsse und Bäche. Schließlich verdankt die Stadt Rybnik, früher Rybniki, ihren Namen gerade der großen Anzahl von Fischen in der Gegend (ryba - Fisch).

Über das Auftauchen der utopki gibt es viel zu sagen, denn viele Menschen haben sie gesehen. Einigen erschienen diese Geister als kleiner Junge, anderen als Zwerg mit einem Pferdehuf anstelle des linken Beins, mit faltigem Gesicht und hervorquellenden Augen. Es gab auch Menschen, die die utopki in Form eines geflügelten Wasserdämons sahen. Andere haben festgestellt, dass sie großen Fröschen mit Haut zwischen den Zehen ähneln.

Utopki gab es wirklich! Zu meiner lieben Uroma kam immer ein junger Mann für Dates. Er war sehr religiös, und glaubte an Gott. Einmal, als dieser Kerl im dunkeln zurück nach Hause führ, fuhr er am Teich vorbei. Diese Strecke hat er schon viele Male zurückgelegt. Die Strecke war angenehm, bis auf die Mücken, die versuchten, ihn zu beißen. Normalerweise war um diese Zeit niemand zu sehen, und so erschrak er sehr, als er an einer Stelle einen schrillen Schrei hörte. Eine verzweifelte Mädchenstimme rief um Hilfe. Der Schrei kam von der Seite des Teiches, aber er konnte niemanden sehen, da es bereits dunkel war. Er stieg von seinem Fahrrad ab und ging zum Ufer, wo er sich durch das Dickicht von Pflanzen und Büschen schlug, um nach dem unglücklichen Mädchen zu suchen. Als er sich über die Wasseroberfläche beugte, sah er ein menschliches Gesicht, das ihn anlächelte. Das Gesicht war leicht verzerrt und ähnelte einem menschlichen Körper, der schon seit Tagen unter Wasser verwest war. Sekunden später tauchte die Hand des Ungeheuers auf, packte seinen Knöchel und zog ihn unter die Wasseroberfläche. Er schrie auf und befreite sich aus dem Griff. Als er zu seinem Fahrrad eilte, wusste er bereits, dass er gerade einem utopek begegnet war, einem schrecklichen Dämon, vor dem ihn meine liebe Uroma Blandyna gewarnt hatte. Aber da er sehr streitlustig war, packte meine Oma ihn am Kragen und warf aus dem Haus.

Es ist traurig, aber in den letzten Jahrzehnten haben die utopki aufgehört, über die Menschen zu wachen, um sich an den katholischen Glauben zu halten. Meine liebe Uroma Rozalia meinte, das läge daran, dass die utopki Angst vor Kirchenglocken hätten. Jetzt gibt es viele Kirchen und sie stehen in jedem Dorf. Sie stehen so dicht beieinander, dass es kaum Orte gibt, an denen man die Glocken nicht hören kann.

Ich fürchte jedoch, dass Oma Rozalia sich irrt. Tatsächlich gibt es fast keine streng religiösen Menschen mehr, und die utopki haben niemanden, den sie jagen können. Jedenfalls sind weder ich noch meine Mutter ihnen auf unserem Weg jemals begegnet

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Monika Szymura