27.1.2023
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"Ślōnski wuszt" schmeckt besser als "kiełbasa śląska"

Neue Marketingstrategien für oberschlesische Geschäfte

In Oberschlesien gibt es immer mehr Plakate, Anzeigen und Ladenschilder in schlesischer Sprache. Sie sind häufig in Kaufland-Geschäften oder im Silesia City Center in Kattowitz auffindbar, wo zweisprachige Warengruppenschilder erschienen sind. Neben den polnischen Namen finden wir auch schlesische Namen. Internationale Konzerne, die sich über die politische Korrektheit hinwegsetzen, sahen eine Möglichkeit, bei den Autochthonen Sympathie für sich zu wecken. Die Strategie war ein großer Erfolg.

Schilder auf Schlesisch

Im Spätherbst wurden in oberschlesischen Geschäften mehrere hundert schlesische Produktkategorie-Etiketten aufgehängt. Neben "Gemüsemischungen" findet man beispielsweise die Aufschrift "Miszōngi gymizowe" und neben Süßigkeiten "Bombony".

Die Einführung der doppelten polnischen und schlesischen Aufschriften in den oberschlesischen Geschäften stieß bei den Kunden auf große Sympathie. Sie freuten sich wahrscheinlich darüber, dass solche Aktionen auf die schlesische Sprache als etwas Normales, Alltägliches hinweisen, etwas, das für große Teile der Gesellschaft wichtig ist. 

Der Kontext, in dem diese Inschriften stehen, ist sehr wichtig. Wenn die schlesische Sprache bisher im öffentlichen Raum in Erscheinung getreten ist, wurde sie oft für parodistische Erzählungen verwendet. Ihre Verwendung war oft eine Form der Verspottung der Sprache und ihrer Abwertung. Das war natürlich nicht immer der Fall, aber es war wohl der vorherrschende Ton. 

Werbeagenturen stellen heute mit Erstaunen fest, dass jede Werbung, in der das Schlesische verwendet wird, in der Regel auf ein sehr positives Echo in der Öffentlichkeit stößt. Das zeigt sich auch in den sozialen Medien in Form von Tausenden von Likes für solche Marketingkampagnen. Die Kunden reagieren in ihren Kommentaren enthusiastisch. "Fantastische Initiative, so etwas sollte es öfter geben", "Ich werde in meine Heimatstadt fahren, um diese Arbeit zu sehen. Toll!", schrieb ein Internetnutzer. 

Werbekampagnen in Schlesien sind auch in anderen Bereichen zu sehen. Das Mobilfunknetz Mobile Vikings Polska hat ebenfalls beschlossen, seine Produkte in Schlesien zu bewerben. Auf den großen 

Werbetafeln dieses Unternehmens ist zu lesen: "Przaja piszoncym i gŏdajoncym po ślōnsku! To gŏdŏm jŏ - Uszek" (Ich mag die, die schlesisch schreiben und sprechen! Das sage ich - Uszek). Die Werbung trug sofort zu einem deutlich gesteigerten Interesse an dem Netz bei. 

Einer der Nutznießer dieser neu entdeckten Sehnsucht nach der schlesischen Sprache ist das Übersetzungsbüro 

PoNaszymu.pl, das sich auf die Erstellung von Werbetests in schlesischer Sprache spezialisiert hat. Ihre Inhaber haben inzwischen so viele Aufträge, dass sie sie nicht alle erfüllen können. Selbst Giganten wie Allegro und Coca Cola bewerben sich bei dem Büro. Neben den Plakatwänden werden auch immer mehr Citylights, eine Art Straßenwerbung in Form von kleinen Leuchttafeln, hergestellt. Aber zu PoNaszymu.pl wenden sich auch kleinere Unternehmen, wie z. B. Restaurants, die ihre Speisekarten unbedingt in schlesischer Sprache haben wollen.

Bislang war die Wiederherstellung der schlesischen Sprache im öffentlichen Raum eine politische Forderung. Es war die Rede von der Notwendigkeit, die schlesische Sprache offiziell anzuerkennen und in den Schulen einzuführen. Es schien, dass sie ohne institutionelle Unterstützung keine Überlebenschance hatte. Die Tatsache, dass der Markt und die Marketingaktivitäten die Präsenz des Schlesischen im öffentlichen Raum erzwungen haben, ist ein neues und erstaunliches Phänomen. Plötzlich werden kommerzielle Überlegungen zur Inspiration für die Förderung der Sprache. 

Nun, es ist wohl jedem Autochthonen klar, dass "ślōnski wuszt" viel besser schmeckt als "kiełbasa śląska". 

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SAMUEL SPYRA