25.9.2023
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Oktoberfest in Zyrowa

"Lasst uns selbst und bei uns zu Hause sein"

Der Palast in Zyrowa ist die schönste Barockresidenz in Oppelner Schlesien. In der exquisiten Kulisse des restaurierten Denkmals wurde eine neue Formel für Treffen der Wirtschaftskreise der Region eingeweiht.

Oktoberfest in Zyrowa

Die Reihe der Wirtschaftstreffen begann mit einer Veranstaltung unter dem Titel "Oktoberfest" - ganz bewusst so benannt und gefeiert nach traditioneller bayerischer Art, ohne Übersetzungen wie "Bierfest" oder "Hopfenfest". Der Autor des Projekts  "Die Wirtschaft der Oppelner Woiwodschaft  lädt ein" ist Leonard Malcharczyk. Den Veranstaltungsort verdanken wir dem Investor und Besitzer des Żyrowa-Palastes, Joachim Wiesiollek.

Knapp tausend Menschen, die meisten in bayerischer Tracht, versammelten sich unter einem riesigen Zelt in der Umgebung des Schlosses und des Parks. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde eine der vielen typischen "Minderheits"-Veranstaltungen stattfinden. - auf Deutsch, mit Bier, Schweinshaxe und Heimatmelodie".

Und doch handelte es sich nicht um eine vom TSKN organisierte oder gebrandmarkte Veranstaltung, sondern um ein Fest mit Flair und Freiheit, organisiert von befreundeten Unternehmern - unabhängig von jeglicher Zugehörigkeit oder Überzeugung.

Auf dem Zyrower „Oktoberfest“ gab es keine offizielle Begrüßung prominenter Gäste, keine Reden, keine Danksagungen - so typisch für alle ähnlichen Veranstaltungen. Die Formel des Projekts "Die Wirtschaft der Oppelner Woiwodschaft lädt ein" basiert auf dem Modell der gleichzeitigen Co-Organisation von Veranstaltungen durch Unternehmen, die einfach das soziale Bedürfnis verspüren, sich an dieser Art von integrativen Unternehmungen zu beteiligen.

Die Veranstaltung am Freitag - ohne Sponsoren, aber als Mitveranstalter - wurde spontan von mehreren Dutzend Unternehmern vorbereitet, die mit ihren Mitarbeitern, Auftragnehmern und Freunden nach Zyrowa kamen. Zu dieser Gruppe schlossen sich auch die Anwohner an.

Eine "lehrbuchmäßige" Pressemitteilung sollte eine Liste von Offiziellen, Sponsoren, Musikstars, Prominenten und Fassbiermarken enthalten... Anstelle so einer langweilige Auszählung möchte ich die wichtigeren Elemente dieser Veranstaltung vorstellen.

Nun, das "Oktoberfest" in Zyrowa war kein gewöhnliches "Minderheitenfest" mit schäbigem Spaß und "geschmückten" Feiernden. Es stellt eine völlig neue Qualität dar.

Das Fest im Palast-Park-Komplex war ein wahrhaft ästhetisches Erlebnis, und das Motto " Lasst uns selbst und bei uns zu Hause sein", das auf einem riesigen Banner unter dem Zelt prangte, war eine sehr markante Ergänzung zu diesem über alle Grenzen hinweg organisierten Gemeinschaftsfest. Zitierend den Pfarrer Prof. Henryk Skworowski, der Eigentümer des Palastes in Zyrowa, bringt die Idee des initiierten Projektes sehr treffend auf den Punkt: In einer starken Region ist nur eine Gemeinschaft von Menschen über politische und nationale Grenzen hinweg möglich, notwendig und wirtschaftlich effektiv, in der sich alle in ihrem gemeinsamen Oppelner Haus wohl fühlen.

Wenn ich mir die "Anwesenheitslisten" bei verschiedenen soziokulturellen Veranstaltungen in der Woiwodschaft Oppeln anschaue, möchte ich darauf hinweisen, dass sich schon lange kein Woiwode der PIS-Partei, kein Marschall der Plattform-Partei, keine Starosten, Bürgermeister und Ortsvorsteher der deutschen Minderheit und der Oppositionsparteien verschiedener Konfessionen mehr an einen Tisch sitzen gesehen haben. Und das alles in bayerischen Farben.

Das "Oktoberfest" in Zyrowa ist als erster erfolgreicher Versuch seit vielen Jahren zu werten, die Gemeinden unabhängig von politischen Umfelden zu integrieren. Obwohl es im Höhepunkt des heftigen Wahlkampfes im Land und in der Region stattfand, warb niemand um Stimmen!

Obwohl jede Veranstaltung dieser Art finanzielle Unterstützung, lokale oder EU-Subventionen usw. benötigt, wurde in diesem Fall keinerlei Mäzenatentum bemerkt oder artikuliert.

Ein solches "Oktoberfest", als kulturelles und wirtschaftliches Ereignis in einer so sauber mitorganisierten Art und Weise, mit Subtilität, ohne aufdringliches Sponsoring, wo sich verschiedene "Antony aus Tirol" und "Karolinki" auf polnisch, deutsch und schlesisch vermischen, würde heute in keiner anderen Region des Landes gelingen.

Oppelner Schlesien ist ein Land, das man ohne Übertreibung gesellschaftspolitisch als das "Laboratorium Europas" bezeichnen kann. Es ist eine Region mit einer sehr komplizierten Geschichte, sozialen Struktur und einer so starken Mischung aller Elemente: national, kulturell, sprachlich usw., dass ihre Besonderheiten nur von denen verstanden werden können, die ihre eigene kleine Heimat wirklich spüren.

Dabei spielt es keine Rolle, ob sie schon immer hier gelebt haben oder erst seit kurzem. In einer solchen Atmosphäre - des gegenseitigen Respekts und der Akzeptanz - hat das in Zyrowa begonnene Projekt alle Chancen, erfolgreich weitergeführt zu werden.

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