26.11.2022
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Ich wollte Eichendorffs Hand schütteln...

Fotografieausstellung von Natalia Klimaschka

Wir möchten Sie zu einer Ausstellung von Fotoarbeiten mit dem Titel "Im Schatten von Eichendorff. Ratibors Gedenkstätten" einladen. Die Autorin ist unsere Redaktionskollegin Natalia Klimaschka. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 7. Dezember 2022 um 18:00 Uhr im Ratiborer Kulturhaus, an der Chopin-Straße (ul. Chopina), statt. Die Ausstellung wird von Professor Piotr Muschalik (PhD) der Akademie der Schönen Künste in Kattowitz kuratiert. Die Autorin zeigt Orte, die für sie die Grundlage ihrer regionalen Identität bilden. Nachstehend ihr Text.

Im Schatten von Eichendorff. Ratibors Gedenkstätten

Die Ruinen des Eichendorff-Schlosses in Lubowitz inspirieren mich seit meiner Kindheit. Es schmerzte mich, dass das Schloss verfallen war. Das Fotografieren wurde zu einem Versuch, die Zeit anzuhalten. Es war aber auch ein Ausdruck der Sehnsucht nach meinen Vorfahren, die an diesem Ort lebten. Meine Familie lebt hier mit einer Kontinuität, die mindestens vier Jahrhunderte umfasst. Mir fehlten die Ereignisse der Vergangenheit, von denen sie keine Zeit hatten, mir zu erzählen, die Sehenswürdigkeiten, die sie mir nicht zeigen konnten. Denn sie starben, bevor ich geboren wurde. Was zurückblieb, war eine Fülle von Fotos, Dokumenten und Spuren in den Archiven. Seit ich ein kleines Mädchen war, gehe ich sie durch und sortiere sie aus. Es blieb ein gewisser Hunger zurück, der gestillt werden wollte. Meine Leidenschaft für Geschichte habe ich zu meinem Beruf gemacht, den ich mit meiner Arbeit als Multiplattform-Journalistin verbinde. 

Diese Ausstellung ist Ausdruck meiner Suche nach meiner eigenen Identität und gleichzeitig ein Versuch, die Identität der ehemaligen Bewohner dieses Landes und insbesondere von Ratibor zu umreißen. 

Ich kehre gerne zu Eichendorff zurück, der mich aus vielen Gründen fasziniert. Er ist zweifelsohne der herausragendste Ratibor-Bewohner aller Zeiten. Er ist für mich zu einem Symbol geworden, zu einem Kristallisationspunkt der lokalen Identität. Auf den ersten Blick scheint es, als hätten die hier präsentierten Bilder nichts mit Eichendorff zu tun. Einige der hier vorgestellten "Denkmäler" sind jedoch kurz vor oder während des Lebens des Lubowitzer Dichters entstanden und waren für ihn eine Inspiration. Die später entstandenen Werke hingegen wurden von Menschen geschaffen, die im Schatten seiner Gedichte lebten. Sie bleiben daher in enger Verbindung mit seinem poetischen Vermächtnis. Ein wichtiges Element in Eichendorffs Poesie ist die Verbundenheit mit der Natur und ein tiefer Glaube an Gott. Diese Motive tauchen oft in meinen Fotografien auf. 

Infolge der vielen Veränderungen, die nicht nur mit der Massenflucht, sondern auch mit der zunehmenden Globalisierung der Medien einhergehen, haben viele Menschen ihre Wurzeln und damit ihre regionale Identität verloren. Meine Ausstellung versucht, diesem Trend entgegenzuwirken. Die Wahl Eichendorffs ist auch deshalb nicht zufällig, weil der Dichter im Gegensatz zu anderen Romantikern vor allem ein gemeinsames, von nationalistischen Sehnsüchten unbelastetes Erbe im Blick hatte. In diesem Sinne scheint es oft, dass Eichendorff irrelevant ist. Betrachtet man ihn jedoch aus der Perspektive einer gemeinsamen europäischen Kultur, hört er auf, etwas Fremdes zu sein, und wird zu einem Dichter des Gemeinwohls. 

Ich habe versucht, in meiner Umgebung Orte zu finden und zu erhalten, die für unsere regionale Nostalgie und unser Gefühl wichtig sind. Diese Elemente machen uns bewusst, dass die einzige Konstante im Universum paradoxerweise der ständige Wandel ist. 

Joseph von Eichendorff gilt als der "Barde der Heimat". In meiner Ausstellung wird sein Schatten zu einem Symbol der vergehenden Zeit und der verfallenden "Denkmäler" .... 

Über die Autorin: 

Natalia Klimaschka (geb. 1992) - Journalistin, Historikerin und Fotografin. Sie lebt und kommt aus Altendorf in Ratibor. Sie absolvierte ein Jurastudium an der Universität in Oppeln. Derzeit ist sie Doktorandin an der Doktorandenschule der Schlesischen Universität in Kattowitz (Institut für Journalismus und Medienkommunikation). Sie erforscht das Schicksal der Deutschen und Autochthonen im Nachkriegspolen sowie die oberschlesische Presse und deren Einfluss auf die Geschichte der Region. An der Schlesischen Universität unterrichtet sie Fotografie. Sie ist Sekretärin des Redaktionsbüros www.spectrum.direct . 

Besuchen Sie gerne das Instagram-Profil der Autorin 

www.instagram.com/mysterious.daylight/ 

Organisiert wird die Ausstellung vom Joseph-von-Eichendorff-Gesprächszentrum, dem Herausgeber des Portals Spectrum.direct.

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